Viele, viele gute Vorsätze, die uns über den Jahreswechsel in den Kopf schießen und von denen wir überzeugt sind: DIESES JAHR IST ES SOWEIT! Endlich wird abgenommen, zu rauchen aufgehört, mehr Sport betrieben, Geld wird gespart und es kommt außerdem mehr Struktur ins Leben.
Wie lange halten diese Vorsätze? 1 Woche? 2 Monate? Womöglich ein viertel Jahr? Damit wärst du schon gut dabei, denn leider verlässt uns diese hervorragende Motivation zumeist schon nach sehr kurzer Zeit. Und zwar dann, wenn es anstrengend wird und sich ein bisschen der Alltagsmodus einschleicht. Plötzlich stellt sich heraus, dass eine Änderung ganz schön mühsam ist, der Erfolg will sich auch nicht in gewünschtem Ausmaß sofort zeigen. Und schon ist er wieder da, der innere Schweinhund, der uns von unseren tollen Ideen am Silvesterabend abbringt.
Bevor wir uns überlegen, wie es doch klappen kann mit den wirklichen Änderungen, schauen wir uns doch einmal kurz an, worum es sich bei diesem Selbstmanagement eigentlich handelt. Was ist es und warum brauchen wir es unbedingt, um unser Leben selbstbestimmt zu gestalten?
Sehr oft begegnen uns Menschen, die verzweifelt auf ihr fehlendes Zeitmanagement verweisen. Der Tag ist zu kurz mit seinen 24 Stunden. Die Aufgaben zu vielfältig, die Fremdbestimmung zu groß. Erst der Stress in der Arbeit, dann daheim mit Kind und Partner, die Eltern brauchen Unterstützung, der Hund möchte spazieren geführt werden, die Organisation der Überraschungsgeburtstagsparty der besten Freundin steht auf dem Plan. Alles ist wichtig und muss gleichzeitig erledigt werden. Und oh Wunder – das geht sich nicht aus!
Zuerst muss uns bewusst sein, dass der Aspekt Zeitmanagement nur ein Teilbereich unseres persönlichen Selbstmanagements ist. Beim Selbstmanagement geht es darum, sich selbst persönlich und beruflich weiterzuentwickeln – wir als individuelle Person stehen hier im Fokus. Um dies erfolgreich zu schaffen, braucht es ein sinnvolles und strukturiertes Zeitmanagement, also den Umgang mit der vorhandenen Zeit und auch eine gesunde Portion an Selbstmotivation. Ohne Selbstmotivation schaffen wir es nicht, an unseren Tätigkeiten und Änderungen auch „dran zu bleiben“.
Wichtig zu wissen an dieser Stelle ist natürlich, dass wir als Personen alle individuell sind, und so auch individuell zu betrachten. Jede*r von uns hat seine Schwerpunkte im Leben, und die können sich massiv unterscheiden. Deshalb kann es kein umfassendes Rezept dafür geben, wie wir alle unser Leben aufzubauen haben. Genauso unterscheiden sich unsere individuellen Rollen die wir spielen. Ein Vater von vier Kindern, mit einem Hund, großem Haus mit Garten, verheiratet, mit Job als Verkäufer und Chorleiter in der hiesigen Kirche in einem kleinen Dorf am Land hat ganz andere Rahmenbedingungen als eine Studentin, alleinstehend mit kleiner Wohnung in der Stadt.
Was ist also wichtig, um selbst zu analysieren, wo ich als Person stehe? Ich muss Zeit mit mir selbst verbringen – und das so ehrlich wie möglich! Kein Problem, meinst du? Dass du dich da mal nicht irrst ;). Zumeist zeigt sich recht schnell, dass wir es nicht gewohnt sind, uns mit uns selbst zu beschäftigen. Zu erkennen, wer wir WIRKLICH sind, was uns PERSÖNLICH wichtig ist im Leben. Und auch, wo unsere Stärken und Schwächen liegen. So richtig ehrlich sein, das ist ganz schön fies! Wer hört schon gerne, dass er oder sie ein Stinkstiefel ist, immer unpünktlich und generell ungerecht zu allen Menschen, die mehr Erfolg haben? Hey, aber wie oft haben wir uns schon vor Augen geführt, dass es kaum jemanden gibt, der so perfekt zuhören kann wie wir selbst und eine Auffassungsgabe hat, die schneller ist als jeder Rennfahrer?
Tatsache ist, ein effektives Selbstmanagement bringt dich dazu, strukturierter und effizienter mit deiner Zeit und deinen Aufgaben umzugehen. Du vermeidest Stress, bist zufriedener mit dir und deinem Umfeld und gleichzeitig steigerst du auch deine Motivation. Insgesamt wirken sich diese Aspekte auch auf deine gesamte psychische und physische Gesundheit aus.
Ok, das klingt gut und wie geht’s jetzt weiter?
Gehen wir davon aus, wir haben uns selbst analysiert und wissen jetzt, wo wir gerne ansetzen möchten. Dann ist es wichtig, dass wir unser Ziel, welches wir erreichen wollen, genau definieren. Es hat also wenig Sinn zu sagen „Ich will sportlich sein, deshalb will ich ab morgen Sport treiben“. Da denkt sich unser Gehirn nämlich sofort „Ja, ist klar – mir egal … einmal laufen und ich hab das Ziel erreicht.“ Viel mehr geht es darum, sich kleine Portionen vorzunehmen, um am Ende das große Ziel mit Freude erreicht zu haben. Wie könnten wir unser Sportziel jetzt also sinnvoll definieren?
JAHRESZIEL 2022: Ich werde es bis Ende des Jahres geschafft haben, 3x die Woche mit Freude im Fitnesscenter zu trainieren – meine fixen Trainingstage sind mir bis dahin in Fleisch und Blut über gegangen.
Wie schaffen wir es aber jetzt, nicht schon nach 1, 2 oder 6 Wochen alles wieder vergessen zu haben und dieses wunderbare Ziel einfach ad acta zu legen? Auch dafür gibt es eine sehr gute und eigentlich auch einfache Lösung, die nennt sich ZWISCHENZIEL.
ZWISCHENZIEL Februar: Im Februar schaffe ich es, jeden Tag abends zu reflektieren, wie sportlich mein Tag war. Ich werde in der 1. Woche einen Personal Trainer im Fitnesscenter suchen und mit ihm meinen Trainingsplan erörtern. Ab Woche 2 werde ich die mit ihm besprochenen Ziele umsetzen, davon 1x die Woche gemeinsam mit dem Personal Trainer.
Wichtig ist es natürlich auch, die Umsetzung im Auge zu behalten. Sich ein Ziel zu setzen ist das eine, es umzusetzen das andere. Deshalb ist es sehr sinnvoll, sich am Ende jedes Zwischenziels anzusehen, wie erfolgreich wir in der tatsächlichen Umsetzung waren.
REFLEKTION Februar: Ich habe den Termin mit dem Personal Trainer wahrgenommen. Wir haben Ziele festgelegt. Die restlichen Wochen habe ich es nicht geschafft, öfter als 1x die Woche ins Fitnesscenter zu gehen. Die Reflektion am Abend hat fast immer funktioniert. Ich denke immer beim Zähneputzen abends darüber nach, wie sportlich mein Tag war.
ZWISCHENZIEL März: Ich werde meine täglichen Trainingseinheiten auf zumindest 2x die Woche steigern. Wenn ich 3x die Woche trainiert habe, belohne ich mich am Sonntag mit einer Folge der Serie XY auf Netflix.
Ich selbst lege schon seit vielen Jahren am 1.1. meine Hauptziele fest – zumeist sind das etwa 5 Punkte – und reflektiere monatlich. So fällt es mir wirklich leicht, auch über das Jahr dran zu bleiben und erfolgreich zu sein. Und natürlich ist es kein Problem, seine Ziele auch unter dem Jahr mal anzupassen, falls sich die Umstände ändern. Natürlich kann ich nicht ins Fitnesscenter gehen, wenn es auf Grund von Covid geschlossen ist. Das hält mich aber nicht davon ab, mir stattdessen ein anderes Trainingsziel zu definieren. Dann werde ich eben 1x laufen gehen, 1x daheim Übungen machen, welche keine Gräte benötigen, und ein weiteres mal gehe ich Rad fahren.
Damit auch du mit deinen neuen Plänen direkt starten kannst, findest du anbei zum Download Checklisten, die dir dabei helfen sollen, in dein neu strukturiertes Leben zu starten. :)
Und HIER geht´s zu deinen ganz persönlichen Checklisten.
Deine Sabine
Gastautorin Sabine Angelo, Gesundheits- und Wirtschaftspsychologin aus Wien
* Literatur:
Baus, L. (2015), Selbstmanagement. Die Arbeit ist ein ewiger Fluss https://karrierebibel.de/selbstmanagement/